workshopserie 'Intervalle' | C, C & C/Calcite, Culture & Carrara 1988

Der Ort
Ein Marmorbruch in den Apuanischen Alpen, 1200 Meter über dem Meer

Der schwebende Garten: workshop C, C & C, Calcite, Culture & Carrara

Nach zweieinhalb jährigen Vorbereitungsarbeiten und endlosen Verhandlungen in Italien mit Gemeinderäten, Industrieverbänden, Bergsteigervereinen, Steinbruchbesitzern und kulturellen Institutionen gelang schließlich doch noch, was am Ende schon fast keiner mehr für möglich gehalten hatte: im Sommer 1988 startete der internationale workshop CC & C, Calcite, Culture & Carrara in einem der am höchsten und schönsten gelegenen Marmorsteinbrüche der Apuanischen Alpen, 1200 Meter oberhalb der Stadt Carrara.

Die Infrastruktur, Duschen und WCs, werden selber gebaut Hier aus Autofragmenten und edlen Chromteilen aus dem Sanitärbedarf

Die gesamte Infrastruktur, einschließlich Strom und Wasser, wurde in einem vom workshop unabhängigen, interdisziplinären Studien- und Praxisprojekt der Hochschule der Künste Berlin vorab erarbeitet .


Tendopoli Das Zeltdach aus Kreissegmenten beschattet die Piazza und wird zum weithin sichtbaren Erkennungszeichen des workshops

Kurz vor dem Start des workshops wurde diese Tendopoli dann mit ihren Schattendächern von Piazza und Café als weithin sichtbares Erkennungszeichen im Marmorsteinbruch Cava Murlungo /Campo Cecina von den Studierenden selber aufgebaut. (Projektleitung Schneider).

Detail aus dem Schwebenden Garten (Planet CCC, Arbeit von Leal-Ruiz)

Im Frühjahr 1988 hatten Gastvorträge in England und Italien über die Lehr- und Lernkonzeption der workshops die konzeptuellen Grundlagen für außeruniversitäres kreatives Lernen als Ergänzung zum akademischen Lehrbetrieb auch in diesen Ländern bekannt gemacht (Lanzrath, Schneider), so dass die Teilnehmer des workshops CCC aus Deutschland, England, Italien und Norwegen kamen und für einige Tage auch Künstlergäste aus Holland und Lehrende verschiedener italienischer und norwegischer Kunstakademien dabei waren.In Berlin hatten sich vorbereitende Abendveranstaltungen mit dem Thema Marmor als Bedeutungsträger und Vorratslager für Mythen ebenso befaßt wie mit der Geschichte des Marmorabbaus in den Bergregionen von Carrara (Lanzrath).

(oben) Die Davidmaschine produziert Michelangelos Skulptur als Endloskopie, die am Sägedraht in die Welt transportiert wird (Arbeit von Schwarzkopf)

(unten) Luxuria materialisiert sich im Roman Bath, wo hübsche blonde Sklaven die weiblichen Gäste verwöhnen (Arbeit von Pfeilsticker und Rasmussen)

Im Spätsommer 1988 entstand dann in der grandiosen weißen Abbau-Tektonik der Apuanischen Alpen aus den rund 30 Projekten, die der workshop hervorgebracht hatte, ein Themengarten, der den Carrara- Marmor im Spannungsfeld von Mythos und Logos inszenierte. Der im Grande Finale, der Schlußveranstaltung des workshops CCC, öffentlich gefeiert wurde und danach genau so geheimnisvoll wieder verschwand, wie er entstanden war.

Grande Finale, das große öffentliche Abschlussfest

Es sind bis heute wirksame Spuren geblieben. Private Initiativen haben einige Jahre später das realisiert, was der workshop CCC 1988 fast provozierend demonstrierte: dass die Kultur des Marmors nicht erst im Museum beim fertigen Kunstwerk beginnt, sondern dass die Kultur des Marmors in den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter in den Steinbrüchen ihren Anfang nimmt.